Gewerkschaft
Ähnlich wie Betriebsräte sind Gewerkschaften darauf ausgelegt, sich für das Wohlergehen von Arbeitnehmern einzusetzen. Dennoch sind Betriebsrat und Gewerkschaft längst nicht identisch. Alles Wissenswerte rund um Gewerkschaften erfährst du hier:
Was ist eine Gewerkschaft?
Unter einer Gewerkschaft ist eine auf Dauer angelegte Vereinigung von abhängig beschäftigten Arbeitnehmern zu verstehen. Diese ist darauf ausgelegt, die wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Interessen von Angestellten zu vertreten.
Gesetzliche Grundlagen von Gewerkschaften
Die rechtmäßige Freiheit zur Bildung von Vereinigungen ist im Grundgesetz Artikel 9 Abs. 3 verankert. Die genannten Vereinigungen verfolgen das Ziel, sich den Interessen der Arbeitswelt anzunehmen. Das Gesetz verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff der Koalitionsfreiheit.
Geschichtliche Entwicklung dieser Arbeitnehmervertretung
Die heutigen Gewerkschaften gehen auf eine Tradition von rund 150 Jahren zurück. Eine Zusammenfassung über die Entstehung von Gewerkschaften und ihrer Geschichte findest du hier:
Was sind die Merkmale einer Gewerkschaft?
Die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ist stets freiwillig. Damit Gewerkschaften jedoch auch vor dem Gesetz als solche anerkannt werden, sind nachfolgende Kriterien zu erfüllen:
Allgemeine Anforderungen
Wie bereits erwähnt, muss die angestrebte Interessensvereinigung in jedem Fall auf freiwilliger Basis erfolgen. Dabei ist zu gewährleisten, dass die Gewerkschaft für eine gewisse Dauer angelegt ist. Zudem ist sicherzustellen, dass die Wahrung und Förderung von Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen dem satzungsmäßigen Zweck entspricht. Eine weitere Eigenschaft von Gewerkschaften besteht darin, dass diese Dritten gegenüber finanziell, personell sowie organisatorisch unabhängig sind. Zu den genannten Dritten gehören unter anderem:
- Staat
- Parteien
- Kirchen
Zudem sind Gewerkschaften stets gegnerfrei. Das bedeutet, dass es dir als Arbeitgeber unmöglich ist, eine Mitgliedschaft aufzunehmen. Des Weiteren sind Gewerkschaften demokratisch organisiert und erlangen ihre Legitimation durch Wahlen sowie der Mitbestimmung ihrer Mitglieder.
Tarifrechtliche Anforderungen
Damit es zur offiziellen Anerkennung von Gewerkschaften kommt, ist es besonders wichtig, dass diese tariffähig sind. Die Tariffähigkeit besteht, sobald folgende drei Kriterien erfüllt sind:
1. Soziale Wichtigkeit:
Damit es einer Gewerkschaft möglich ist, die geplanten Interessen umzusetzen, muss sich diese mit einem hohen Maß an Durchsetzungsvermögen auszeichnen. Denn nur dann nimmt der Handlungspartner deren Absichten auch ernst. Je mehr Gewerkschaftsmitglieder vertreten sind, desto größer ist der Einfluss der jeweiligen Organisation. Darüber hinaus gehört die Bereitschaft zur Teilnahme an Arbeitskampfmaßnahmen zum Profil einer etablierten Gewerkschaft.
2. Tarifwilligkeit
Zu den wichtigsten Voraussetzungen einer erfolgreichen Gewerkschaftsarbeit gehört der Wille sowie die Fähigkeit, über alle Arbeitsbedingungen von Beschäftigten zu verhandeln, und den angestrebten Abschluss zu erzielen. Wichtig ist dabei, dass alle Bereiche eines Beschäftigungsverhältnisses umfassend abgedeckt werden.
3. Durchsetzungswille
Unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit bildet der Wille zur Führung von Tarifverhandlungen. Hierzu gehört notfalls auch die Durchsetzung beabsichtigter Forderungen mit Hilfe von Streiks.
Welche Aufgaben hat eine Gewerkschaft?
Gewerkschaften sind in erster Linie darauf ausgelegt, bessere Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmerschaft Ihrer Branche zu erzielen. Hierzu gehört unter anderem die Verbesserung des Mitspracherechts von Arbeitnehmern des jeweiligen Unternehmens. ZU den typischen Aufgaben einer Gewerkschaft zählen:
- Abschluss von überbetrieblichen Tarifverträgen mit Arbeitgeberverbänden
- Regulierung von Arbeitsbedingungen (z.B. Entlohnung, Arbeitszeit, Urlaub)
- Beratung von Arbeitnehmern rund um Fragen des Arbeitsrechts
- Prüfen von Arbeitsverträgen hinsichtlich deren Rechtsmäßigkeit
- kostenloser Rechtsschutz für Gewerkschaftsmitglieder
Welche Maßnahmen kannst du als Arbeitgeber gegen Gewerkschaftsstreiks ergreifen?
Rufen Gewerkschaften zum Streik auf, kann dies für dein Unternehmen einen erheblichen Mitarbeiterausfall bedeuten. Dies führt schnell zu hohen, wirtschaftlichen Verlusten. Dennoch musst du als Unternehmer eine solche Maßnahme nicht tatenlos über dich ergehen lassen.
Ein rechtmäßiger Streik führt hingegen dazu, dass die Rechten und Pflichten eines bestehenden Arbeitsverhältnisses auf beiden Seiten pausieren. Davon ausgenommen sind lediglich die Rechten und Pflichten, die sich aus Erhaltungs- oder Notstandsarbeiten ableiten. Dazu gehören zum Beispiel Tätigkeiten, die zur Versorgung der Bevölkerung erforderlich sind. Ebenfalls ist zu gewährleisten, dass die Funktionsfähigkeit deiner Betriebsmittel nicht zum Erliegen kommt. Streiks dürfen deinem Unternehmen zu keiner Zeit einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden zuführen oder deine Existenz gefährden. Gezielt kannst du einem Streik mit diesen Maßnahmen entgegenwirken:
Welche bekannten Gewerkschaften gibt es in Deutschland?
In Deutschland besteht eine große Vielfalt an Vereinigungen, die sich darauf spezialisiert haben, die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmerschaft zu verbessern. Dabei ist deren Fokus jeweils auf eine bestimmte Branche ausgerichtet. Handelt es sich um eine sogenannte Dachorganisation wie zum Beispiel beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), gehören dieser mehrere Einzelgewerkschaften an. Dem DGB gehören insgesamt folgende acht Gewerkschaften an:
- Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi)
- IG Metall
- Gewerkschaft der Polizei
- Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
- Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
- Gewerkschaft Nahrung - Genuss – Gaststätten
- IG Bauer – Agrar – Umwelt
- IG Bergbau, Chemie, Energie
Weitere Gewerkschaften in Deutschland, die nicht dem DGB angehören, sind zum Beispiel der Deutsche Beamten Bund (DBB), der christliche Gewerkschaftsbund (CGB), Marburger Bund und die Vereinigung Cockpit.
Wann ist die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft sinnvoll?
Ob die Mitgliedschaft einer Gewerkschaft persönliche Vorteile mit sich bringt, orientiert sich zum Teil stark an der persönlichen Situation deiner Arbeitnehmer. Die Bestimmungen des Tarifvertrags der jeweiligen Gewerkschaft greifen in jedem Fall. Weiterhin besteht für Gewerkschaftsmitglieder ein kostenloser Rechtsschutz bei Unstimmigkeiten mit dem Arbeitgeber oder weiteren betriebsinternen Problemen. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, Erfahrungswerte von Gewerkschaftsmitgliedern einzuholen. Letztendlich trägt die Branche der angestrebten Gewerkschaft dazu bei, deren tatsächlichen Kosten und Nutzen abzuwägen.
Was ist beim Austritt einer Gewerkschaft zu beachten?
Die Kündigung einer Gewerkschaft ist ohne Angabe von Gründen möglich. Worauf bei der Beendigung einer Mitgliedschaft konkret zu achten ist, ist in der jeweiligen Satzung der Gewerkschaft geregelt. Überwiegend wird die Schriftform vorausgesetzt. Allerdings ist die Kündigung einer Gewerkschaft in der Regel an die Einhaltung von Fristen gebunden. Oftmals lässt sich die Mitgliedschaft lediglich quartalsweise beenden. Dies sollte bereits beim Kündigungswunsch berücksichtigt werden.
Welchen Einfluss nimmt diese Form der Arbeitnehmervertretung auf dein Unternehmen?
Normalerweise sind Gewerkschaften bei Arbeitgebern nicht besonders beliebt. Dies liegt daran, dass diese zum Wohle der Arbeitnehmer vor keinerlei Arbeitskampfmaßnahmen zurückschrecken. Besonders verheerend für dein Unternehmen sind beispielsweise Streiks. Das Gegenstück zur Gewerkschaft bildet der Arbeitgeberverband. Auch hier ist die Mitgliedschaft freiwillig.
Fazit
Der Umgang mit Gewerkschaften ist für Unternehmer nicht immer leicht. Dennoch übernehmen diese eine wichtige Rolle für ein gesundes Klima zwischen Arbeitnehmern und Geschäftsführer. Je wohler sich deine Mitarbeiter im Betrieb fühlen, desto weniger wirst du den Einfluss durch eine Gewerkschaft spüren. Ein gesundes Miteinander bildet die beste Grundlage für eine erfolgreiche unternehmerische Zukunft, unabhängig von Gewerkschaften.