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Lagerhaltungskosten
2024-03-04
2024-07-25

Lagerhaltungskosten

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Lagerhaltungskosten fallen in den meisten Unternehmen an. Sie entstehen zwangsläufig, wenn Lagerkapazitäten benötigt werden. Die Kostenkomponente umfasst neben den tatsächlich anfallenden Lagerkosten auch fehlende Zinsgewinne, welche durch das in der Lagerware gebundene Kapital entstehen. Hauptsächlich belaufen sich Lagerhaltungskosten auf Sachkosten. Der Anteil an den Personalkosten ist dabei eher gering.

Was sind Lagerhaltungskosten?

Unter der Bezeichnung Lagerhaltungskosten werden alle Kosten zusammengefasst, die unmittelbar mit der Lagerung von Waren oder Roh- und Hilfsstoffen in Verbindung gebracht werden können. Die Höhe dieser Kostenkategorie richtet sich nach der Anzahl und Größe der Lagerräume und dem Voranschreiten des Rationalisierungsprozesses im Unternehmen.

Grob wird in folgende Kostenblöcke unterschieden:

  • Lagerkosten = Kosten der Lagerhaltung ohne Berücksichtigung von Zinsen
  • Zinskosten = Zinsen für das in der Lagerware gebundene Kapital

Um die optimale Bestellmenge zu ermitteln, bedarf es der Kenntnis der Lagerhaltungs- und Bestellkosten, welche mithilfe von Losgrößenformeln ermittelt werden können.

Warum entstehen Lagerhaltungskosten?

Die meisten Unternehmen verfügen über Lagerräume. Waren und Rohstoffe müssen eingelagert werden, um einen reibungslosen Produktionsablauf und eine fundierte Absatzpolitik zu ermöglichen. Die Kosten entstehen dir folglich bei der Einlagerung von Betriebsstoffen wie bei der Lagerung der fertig produzierten Ware, die auf ihre Abnehmer wartet.

Damit einem Leerlauf in der laufenden Produktion vorgebeugt werden kann, müssen ausreichende Materialien und Rohstoffe vorrätig sein. Kosten verursachen auch die im Lager eingesetzten Transportmittel und das Lagerpersonal, welches diese bedient und repariert. Im Lager fallen weiterhin Kosten für die Heizung, Beleuchtung oder Kühlung an.

Bestandteile der Lagerhaltungskosten

Die Lagerhaltungskosten lassen sich in verschiedene Kostengruppen unterteilen:

Kostenart  Kostenbestandteil 
Personalkosten
  • Löhne
  • Gehälter
  • Weiterbildungskosten
  • Sozialabgaben
Raumkosten
  • Mietkosten
  • Pachtkosten
  • Abschreibungen
  • Instandhaltung
  • Energiekosten
  • Reinigungskosten
  • Versicherungen
Warenkosten
  • Zinsen für in der Lagerware gebundenes Kapital
  • Versicherung
Materialkosten
  • Büromaterial
  • Verpackungsmaterial
Risikokosten
  • Veralterung
  • Beschädigung
  • Schwund
  • Verderb
  • Preisschwankungen
  • Inventurdifferenzen

Eine vereinfachte Darstellung findest du in folgender Grafik:

Lagerhaltungskosten
Bestandteile der Lagerhaltungskosten

Eine grobe Unterteilung kann in fixe und variable Lagerkosten vorgenommen werden. Fixe Kosten kommen fortlaufend auf dich zu und bleiben in etwa gleich. Variable Kosten können schwanken und richten sich nach der Intensität der Lagerausnutzung.

Fixe Lagerhaltungskosten Variable Lagerhaltungskosten
Abschreibungen Energiekosten
Personalkosten Transportkosten im Unternehmen
Versicherungen Risikokosten
Mietkosten Fremdlagerung
Pacht Nacharbeit
EDV-Kosten für Hardware und Lizenzen

Aufgaben der Lagerhaltung

Ein Lager kann verschiedene Funktionen erfüllen. Aus den unterschiedlichen Lagerfunktionen gehen die Bezeichnungen des entsprechenden Lagers hervor. So wird von Beschaffungslagern, Produktionslagern oder Distributionslagern gesprochen.

Folgende Funktionen können unterschieden werden:

  • Sicherungsfunktion: Um die Produktion auch bei Engpässen der Lieferanten sicherzustellen, wird auf die Bestände im Zwischenlager zurückgegriffen. Dort wird Material in größeren Mengen eingelagert und bei Bedarf den verschiedenen Produktionsstufen zugeführt.
  • Veredlungsfunktion: Nicht jedes Produkt steht nach seiner Herstellung sofort in der gewünschten Qualität für den Vertrieb zur Verfügung. Einige Produkte benötigen eine gewisse Reifezeit. So müssen Käse oder Wein zunächst gelagert werden, damit sich der Geschmack entfalten kann. Die Veredlungsfunktion bezieht sich darüber hinaus beispielsweise auch auf ein Holzlager, welches notwendig ist, um das Material zu trocknen.
  • Spekulationsfunktion: Sind für bestimmte Güter Preissteigerungen angekündigt, werden größere Mengen angeschafft und eingelagert. Damit schützen sich die Unternehmen vor einer Überteuerung und profitieren gleichzeitig von Mengenrabatten oder Sonderkonditionen für Großabnehmer.
  • Darbietungsfunktion: Die Darbietungsfunktion ist vorrangig im Einzelhandel eine gängige Größe. Der Kunde kann die Ware unmittelbar im Lager in Augenschein nehmen. Der Absatz über ein Verkaufslager ist besonders in der Möbelbranche gängig
  • Umweltschutzfunktion: Die Umweltschutzfunktion tritt in Kraft, wenn Unternehmen ihren Rücknahmeverpflichtungen nachkommen. Beispiele hierfür sind Pfandverpackungen oder die Rücknahme und Entsorgung von Altbatterien, Druckerpatronen oder Elektrogeräten. Die entsprechenden Regelungen können im 2019 neu aufgelegten Verpackungsgesetz nachgelesen werden.

Lagerhaltungskosten Berechnung

Lagerkosten werden in der Regel über die jährliche Kostenstellenrechnung ermittelt. Eine Ermittlung ist auch aus der Gewinn- und Verlustrechnung heraus möglich. Die Verrechnung erfolgt anteilig. Werden verschiedene Lager geführt ist die Ermittlung separat notwendig.

Ist keine Kostenstellenrechnung vorhanden, sind die Lagerhaltungskosten wie folgt zu ermitteln.

Beispiel

Kostenart Kosten in Euro
Mietkosten 15.000
Personalkosten 30.000
Abschreibungen 10.000
Versicherungskosten 6.000
Anteilige Verwaltungskosten 4.000
Anteilige EDV-Kosten 3.000
Energiekosten 2.000
Gesamtkosten 70.000

Was sagt der Lagerkostensatz aus?

Ein Lager verursacht Kosten. Damit diese überschaubar bleiben und sich optimieren lassen, müssen Unternehmer Kenntnis darüber besitzen. Der Lagerkostensatz stellt den Lagerbestand ins Verhältnis zu den anfallenden Lagerkosten. Das Ergebnis ist in Prozent und das kannst du ganz einfach mit unserem Prozentrechner berechnen.

Formel: Lagerkostensatz = Lagerkosten ÷ Ø Lagerwert x 100

Beispiel:

Für das Unternehmen wurden Lagerkosten in Höhe von 70.000 Euro ermittelt. Der durchschnittliche Lagerwert wird auf 500.000 Euro beziffert. Nun gilt es, den Lagerkostensatz zu ermitteln.

Lagerkostensatz = 70.000 Euro ÷ 500.000 Euro x 100 = 14%

Der Lagerkostensatz beträgt folglich 14 Prozent.

Die Berechnung der Lagerkosten pro Stück:

Wir gehen vom eben ermittelten Lagerkostensatz von 14 Prozent aus. Nun soll ermittelt werden, welche Lagerkosten Material Nr. 3876 verursacht. Der Bestandswert des Materials beträgt 130 Euro pro Stück.

Um die Lagerkosten für das Material Nr. 3876 zu ermitteln, wird wie folgt verfahren:

Der Bestandswert wird ins Verhältnis zum Lagerkostensatz gesetzt.

Lagerkosten pro Stück = 14% von 130 Euro = 18,20 Euro.

Das Material Nr. 3876 verursacht jährlich Lagerkosten in Höhe von 18,20 Euro.

Was ist die Lagerintensität?

Wie bereits erwähnt, schließen die Lagerhaltungskosten auch das in der Lagerware gebundene Kapital ein. Wie hoch diese Kapitalbindung ist, darüber gibt die Lagerintensität Auskunft.

Die Berechnung der Lagerintensität

Als Grundlage für die Ermittlung dieser Kennzahl dienen die im Jahresabschluss ermittelten Werte für Lagerbestände und Gesamtvermögen.

Formel: Vorratsvermögen ÷ Gesamtvermögen x 100

Beträgt das Vorratsvermögen 5.000 Euro und du verfügst über ein Gesamtvermögen von 40.000 Euro, beträgt die Lagerintensität 12,5 Prozent.

Übersteigt diese Kennzahl 20 Prozent, ist von einem deutlichen Lagerrisiko auszugehen. Volle Lager sind der Veralterung, dem Verderb oder dem Preisverfall ausgesetzt.

Wie kannst du Lagerhaltungskosten senken?

Lagerhaltungskosten können durch mehrere Optionen gesenkt werden. Der Lagerbestand nimmt den größten Einfluss auf eine mögliche Senkung. Zunächst ist es wichtig, dass alle beschriebenen Kennzahlen ermittelt und in ein branchenübliches Verhältnis gesetzt werden. Die benötigten Daten manuell zu ermitteln, gestaltet sich zeitaufwendig und unwirtschaftlich.

Tipp!

Mithilfe eines ERP-Systems ist es möglich, die Lagerbestände fortlaufend zu kontrollieren und über die notwendigen Kennzahlen informiert zu sein.

Aktiv Lagerhaltungskosten senken:

  • Lager bereinigen: Bei einem Blick ins Lager wird deutlich, welche Produkte sich als Lagerhüter erweisen. Verdorbene Ware gilt es zu entfernen. Veraltete Produkte können im Rahmen eines Sonderabverkaufs an den Mann gebracht werden.
  • Bestandsführung optimieren: Die Optimierung der Bestandsführung beinhaltet, einen möglichst geringen Bestand einzulagern und dennoch alle notwendigen Waren und Materialien stets bedarfsgerecht vorrätig zu haben. Bei der Verwendung moderner Systeme zur Lagerverwaltung wird eine diesbezüglich notwendige Analyse der Lagerbestände unterstützt.
  • Bestandsführung anpassen: Es gilt, den optimalen Lagerbestand zu ermitteln. In größeren Lagerhallen ist dies nur durch den Einsatz von Softwarelösungen möglich. Der optimale Bestand wird ermittelt, indem Faktoren wie Mindest- und Höchstbestand und die notwendige Wiederbeschaffungszeit ins Verhältnis zueinander gesetzt werden. ERP-Systeme ermitteln die Kennzahlen in bestimmten Abständen automatisch.

So lassen sich Lagerhaltungskosten senken

Sind alle notwendigen Kennzahlen ermittelt, kann mit der Optimierung der Lagerhaltungskosten begonnen werden.

Folgende Checkliste kann dabei helfen:

  • Ermittlung der Kennzahlen
  • Vergleich der Kennzahlen
  • Entsorgung von Lagerhütern
  • Bestandsführung bedarfsgerecht organisieren
  • Reduzierung hochpreislicher Lagerware
  • Optimierung der Bestellmenge
  • Verbesserung der Einkaufskonditionen
  • Optimierung von Logistik und Lagerverwaltung

Werden die Kennzahlen mit den Vorjahren und Vergleichswerten der Branche verglichen, wird deutlich, ob Handlungsbedarf besteht und das Lager zu hohe Kosten verursacht. Die Entsorgung der Lagerhüter verursacht zwar kurzfristig Abschreibungen, ist aber ein notwendiger Faktor, um den Gewinn mittelfristig zu erhöhen.

Die ABC-Analyse kann dazu verwendet werden, die im Lager verbliebenen Artikel zu klassifizieren:

Artikel Anteil am Lagerbestand in % Verbrauchswert gemessen am Gesamtbestand in %
A-Artikel 10 bis 20 70 bis 80
B-Artikel 30 bis 35 15 bis 25
C-Artikel 40 bis 50 5 bis 10

Werden die Vorräte an hochpreislichen Artikeln reduziert, kannst du enorme Kosten einsparen. Der Optimierung der Bestellmenge geht ein etwas aufwendiger Rechenweg voraus. Die Grundlage hierfür bildet die Andlersche Formel.

Nach ihrer Verdopplung werden die Bestellkosten mit dem jährlichen Bedarf multipliziert. Das Ergebnis ist durch den ermittelten Lagerkostensatz und den Kaufpreis pro Stück zu teilen. Aus diesem Wert wird die Wurzel gezogen. Der so ermittelte Idealwert wird sich in der Praxis nicht immer umsetzen lassen. Bei zukünftigen Bestellungen kannst du dich aber daran orientieren.

Bei der Optimierung der Lagerhaltungskosten spielen letztlich auch interne Prozesse eine Rolle. Ist das Lager entsprechend strukturiert, lassen sich Laufstrecken und Transportwege verkürzen. Damit können langfristig Mitarbeiter eingespart werden und die Personalkosten sinken. Der Verwaltungsaufwand lässt sich durch den Einsatz effizienter Warenwirtschaftssysteme reduzieren.

Fazit

Lagerkosten fallen für die Verwahrung von Materialien an. Dabei kann es sich um Material, Zwischenerzeugnisse oder die fertige Ware handeln. Lagerhaltungskosten schließen fixe und variable Kostenstellen ein. Neben den Kosten für Raummiete, Abschreibungen, Energie oder Personal spielt auch der entgangene Zinsgewinn aus dem im Bestand des Lagers gebundenen Kapital eine Rolle. Durch die Ermittlung des Lagerkostensatzes, der Lagerintensität und anderer relevanter Kennziffern kann eine Optimierung der Lagerhaltungskosten erreicht werden.

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