Gezeichnetes Kapital
In der Finanzwelt taucht immer wieder der Begriff des gezeichneten Kapitals auf. Dieses bezeichnet Kapital, welches die Haftung der Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft für bestehende Verbindlichkeiten auf die Höhe ihrer Einlagen beschränkt. Gemäß Handelsgesetzbuch (HGB) § 272 ist es mit dem sogenannten Nennbetrag anzusetzen.
Nominalwert, ein anderes Wort für Nennwert
Beim Nennwert (Nennbetrag) handelt es sich um den Wert, der auf der Aktie oder dem Anteilsschein steht. Er beziffert also den Betrag, mit dem ein Aktionär oder Anteilseigner seinen Anteil erwirbt. Es gibt kaum Kapitalgesellschaften, bei denen der Nominalwert, wie der Nennwert auch heißt, mit dem Marktwert übereinstimmt.
Was sind Kapitalgesellschaften?
Nur Kapitalgesellschaften verfügen über gezeichnetes Kapital. Bei den KG steht im Gegensatz zu den Personengesellschaften die kapitalmäßige Beteiligung im Vordergrund. Eine persönliche Mitarbeit der Gesellschafter im Unternehmen ist nicht nötig, eine Beteiligung ohne Kapital nicht möglich. Gesellschafter haften nicht mit ihrem Privatvermögen für die Schulden des Unternehmens. In der Regel beeinflusst eine Übertragung (Verkauf) einzelner Anteile das Bestehen des Unternehmens nicht.
Mitbestimmungsrecht bei Kapitalgesellschaften
Ein gewisses Mitbestimmungsrecht über das Firmengeschehen haben Aktionäre/Anteilseigner durch ihre Stimmabgabe bei der jährlichen Hauptversammlung. Die Wertung erfolgt normalerweise im Verhältnis der Kapitalbeteiligung. Das heißt nichts anderes, als dass ein Gesellschafter mit dem Besitz von mehr als 50 Prozent der Gesellschaftsanteile oder Aktien im Grunde über das Wohl einer Kapitalgesellschaft alleine bestimmen kann. Bei einigen Beschlüssen, wie zum Beispiel Satzungsänderungen oder Liquidation, müssen gemäß deutschem Aktienrecht allerdings mindestens 75 Prozent der Kapitalgeber zustimmen.
Unterschied zwischen Eigenkapital und Fremdkapital
Grundsätzlich zählt gezeichnetes Kapital zum Eigenkapital. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, handelt es sich bei gezeichnetem Kapital nicht um geliehenes Geld. Die Geldgeber erwerben Anteile an dem Wirtschaftsunternehmen und sind somit vom Grundsatz her Miteigentümer, allerdings mit Haftungsbeschränkung.
Eigenkapital
Die Wirtschaftswissenschaft definiert Eigenkapital als den Teil des Kapitals, welcher die Differenz zwischen Vermögen und Schulden bildet. Es steht den Unternehmen unbefristet und ohne Rückzahlungsverpflichtung zur Verfügung. Buchmäßiges Eigenkapital errechnest du aus der Differenz zwischen der Aktivseite der Bilanz, Vermögen und Rechnungsabgrenzung, und der Passivseite, Verbindlichkeiten, Rückstellungen und passiv Rechnungsabgrenzung.
Erst im Rahmen eines Verkaufs beziehungsweise einer Liquidation spricht man von effektivem Eigenkapital. Da dann die stillen Reserven respektive stillen Verlust ermitteln. Reales Eigenkapital entsteht durch Einlagen der(s) Eigentümer(s. Bei Kapitalgesellschaften/Kommanditeinlagen entsteht es durch eine Erhöhung des Kapitals. Entnahmen, Verluste sowie Kapitalherabsetzungen vermindern das Eigenkapital.
Fremdkapital
Von Fremdkapital spricht die Betriebswirtschaft bei geliehenem Kapital, also Mitteln, die zur Finanzierung dienen.
Bonität und Eigenkapitalquote
Wie bei Privatpersonen prüfen die Banken die Kreditwürdigkeit (Bonität) eines Unternehmens. Je besser die Kreditinstitute die Bonität bewerten, desto einfacher und vor allem günstiger bekommt das Unternehmen einen Kredit.
Hauptkriterium ist die Eigenkapitalquote. Die Eigenkapitalquote spiegelt das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Gesamtkapital wider. Weist ein Betrieb einen hohen Eigenkapitalanteil auf, zeugt dies von großer finanzieller Stabilität, der Unabhängigkeit von Fremdkapitalgebern sowie einer geringen Insolvenzgefahr. Berechnet wird die Eigenkapitalquote durch folgende Formel:
(Eigenkapital x 100)/Gesamtkapital = Eigenkapitalquote in Prozent
Das Eigenkapital setzt sich zusammen aus:
- gezeichnetes Kapital
- geteilt durch ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital
- + Gewinn- und Kapitalanlagen
- + die Hälfte der Sonderposten mit Rücklagenanteil
In der vereinfachten Formel setzt du das Gesamtkapital der Bilanzsumme gleich. In der bereinigten Variante jedoch besteht es aus Fremdkapital (Rückstellungen, Verbindlichkeiten und die Hälfte der Sonderposten mit Rücklagenanteil) und Eigenkapital.
Anleihen, eine Finanzierungsmöglichkeit für Kapitalgesellschaften
Anleihen, auch Obligation, Rentenpapier, festverzinsliches Wertpapier oder Schuldverschreibung genannt, sind zinstragende Wertpapiere. Sie verbriefen einem Gläubiger das Recht auf Rückzahlung einer verliehenen Summe inklusive vereinbarter Zinsen. Diese im Englischen bonds oder debenture bonds genannten Schuldverschreibungen können zudem zusätzliche Rechte des Gläubigers enthalten.
Dem Schuldner dienen Anleihen als, meistens langfristiges, Mittel zur Fremdfinanzierung. Für den Gläubiger hingegen handelt es sich um eine Kapitalanlage.
Gezeichnetes Kapital bei GmbH und AG
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Sowohl die AG, als auch die GmbH, ist eine Kapitalgesellschaft. Dementsprechend sind beide eine juristische Person. Die GmbH war weltweit die erst ihre Art und kommt als Gesellschaftsform in Deutschland am häufigsten vor. Eingeführt wurde die haftungsbeschränkte Kapitalgesellschaft mit der Verabschiedung des „Gesetz[es] betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung“ am 20.04.1892.
Gründung einer GmbH
Gründungsgesellschafter einer GmbH sind immer Einzelpersonen oder mehrere natürliche Personen. Gesellschafter müssen keine natürlichen Personen sein, es kann sich zudem auch um juristische Personen handeln. Allerdings ist für die Gründung einer GmbH ein notarieller Gesellschaftsvertrag mit Satzung zwingend vorgeschrieben. Dieser muss Folgendes beinhalten:
- Firma
- Firmensitz
- Gegenstand des Unternehmens
- Höhe des Stammkapitals und
- Übernahme der Stammeinlage je Gesellschafter
Zusätzlich besteht die Pflicht mindestens einen Geschäftsführer bei der Gründungsversammlung zu bestellen. Außerdem muss das Stammkapital in Deutschland mindestens 25 Prozent betragen.
Die Einlagen, also das Nominalkapital einer GmbH, ergeben sich aus der Summe aller Nennbeträge der Stammeinlagen und Geschäftsanteile. Entsprechend dem Gesetz, muss die GmbH das gezeichnete Kapital gesondert ausweisen. Das heißt, sie gibt an wo sich gezeichnetes Kapital in der Bilanz befindet.
Aktiengesellschaft, eine privatrechtliche Vereinigung
Geregelt werden die rechtlichen Grundlagen für die Aktiengesellschaft (AG) im Aktienrecht. Typisch für AGs sind der hohe Kapitalbedarf sowie ein auf Vermögensvereinigung und Vermögensvermehrung abzielendes Konzept.
Das Grundkapital ist bei diesen Kapitalgesellschaften in Aktien aufgeteilt. Für die Gründung muss das gezeichnete Kapital einer AG gemäß Aktiengesetz AktG § 7 mindestens 50.000 Euro betragen. Zahlenmäßig setzt sich das Aktienkapital aus der Summe der Nennwerte aller Aktien zusammen. Über den Wert des Gesellschaftsvermögens sagt die Höhe des Grundkapitals jedoch nichts aus.
Gemäß §§ 36 und 36a AktG kann eine Eintragung ins Handelsregister erst nach der Übernahme aller Aktien durch die Gründer der AG sowie der Einzahlung der eingeforderten Beträge erfolgen. Eine Rückgewährung der Einlagen verbietet der Gesetzgeber, der Erwerb eigener Aktien ist nur unter besonderen Bedingungen möglich. Auszuweisen ist das Grundkapital auf der Passivseite der Bilanz als gezeichnetes Kapital. Es wird weder durch Gewinn noch durch Verlust verändert. Das bilanzielle Eigenkapital setzt sich folglich zusammen aus:
- Grundkapital
- + Kapitalrücklagen
- + Gewinnrücklagen
- + Gewinnvortrag beziehungsweise Verlustvortrag
- + Jahresüberschuss beziehungsweise Jahresfehlbetrag
In Gegensatz zur landläufigen Meinung müssen die Aktien einer Aktiengesellschaft nicht zwangsweise an der Börse gehandelt werden. Allerdings werden sie heutzutage kaum mehr in Urkunden verbrieft. Börsennotierten Unternehmen fassen ihre Aktien meist in einer Globalurkunde zusammen und hinterlegen sie bei Clearstream, einem Zentralverwahrer für deutsche und luxemburgische Inlandswertpapiere sowie für die internationalen Kapitalmärkte. Ihre Rechte können Aktionäre im Rahmen von Aktionärsversammlungen mithilfe ihres Stimmrechts wahrnehmen. Aktiengesellschaften haben verschiedene Möglichkeiten sich Kapital zu beschaffen, zum Beispiel, in dem sie neue Aktien ausgeben oder Anleihen begeben beziehungsweise Mitarbeiter und/oder Kleinanleger beteiligen.