Du willst endlich dein eigenes Handwerksunternehmen gründen – ob als Schreiner, Elektriker, Maler oder Heizungsbauer? Super Idee! Damit dein Projekt erfolgreich startet, ist ein durchdachter Businessplan dein wichtigstes Werkzeug. Er hilft dir, deine Vorstellungen zu strukturieren, Investoren zu überzeugen und Klarheit über alle unternehmerischen Aspekte zu gewinnen – vom Standort über die Zielgruppe bis zur Preisgestaltung.
Erfahre hier, wofür du einen Businessplan benötigst, welche Themen dieser abdeckt und welche Besonderheiten du in der Handwerksbranche beachten solltest.
Was ist ein Businessplan und wofür brauchst du ihn?
Ein Businessplan ist für dein Handwerksunternehmen das, was eine präzise Bauzeichnung für den Rohbau ist – ein detaillierter, fundierter Plan. Er ist sowohl internes Steuerungsinstrument als auch Aushängeschild für externe Partner wie Banken, Förderinstitute oder Geschäftspartner.
„Überlege dir, wo du in 3 bis 5 Jahren stehen willst. Früher hat man auch noch auf 10 Jahre Ziele gesetzt, aber das ist heute sehr, sehr schwer.“ - Sonja Höppner, Steuerberaterin
Typische Inhalte eines Handwerks-Businessplans sind:
- Leistungsprofil und Spezialisierung
- Zielgruppenbeschreibung
- Standortanalyse
- Marketingstrategie
- Personal- und Materialplanung
- Investitions- und Finanzierungsplan
- Einschätzung von Chancen und Risiken
Besonderheiten der Handwerksbranche
In kaum einer Branche ist das Know-how der Unternehmer so direkt mit dem Unternehmenserfolg verknüpft wie im Handwerk. Hier zählen Erfahrung, Zuverlässigkeit, Qualität – aber auch Organisation und Kalkulation. Daher ist es besonders wichtig, im Businessplan auf folgende branchenspezifische Punkte einzugehen:
- Meisterpflicht: In vielen Handwerksberufen ist ein Meistertitel Voraussetzung zur Selbstständigkeit.
- Materialkosten: Diese können je nach Branche stark schwanken. Die Preiskalkulation ist essenziell.
- Fahrzeuge und Maschinen: Häufig sind größere Investitionen in Werkzeuge oder Fuhrpark nötig.
- Fachkräftemangel: Qualifiziertes Personal ist selten.
- Digitalisierung: Angebote per App, digitale Buchungssysteme, Online-Marketing – das moderne Handwerk entwickelt sich weiter.
Aufbau deines Handwerks-Businessplans
Ein vollständiger Businessplan im Handwerk ist aus verschiedenen Teilplänen aufgebaut. Ein guter Businessplan sollte dabei zwischen 10 und 20 Seiten umfassen (ohne Anhänge). Hier findest du die wichtigsten Bestandteile im Überblick:
Executive Summary
Kurz und knackig: Was ist dein Konzept? Welche Leistungen bietest du an? Wo liegt deine Stärke – etwa in der Spezialisierung auf Altbausanierung, nachhaltige Materialien oder Notdienste?
„Die Daten, Zahlen, Fakten sind das Kernstück des Businessplans.“ - Sonja Höppner, Steuerberterin
Antworten auf diese Fragen gehören hier hinein:
- Was machst du – und warum genau du?
- Was unterscheidet dich vom Wettbewerb?
- Warum hat dein Unternehmen am Markt Erfolgspotenzial?
Diese Zusammenfassung ist der erste Eindruck für den Leser. Sie sollte daher möglichst prägnant und packend sein und deine Vision mitreißend darstellen. Erfahre mehr hierzu in unserem Ratgeber zum Thema "Executive Summary".
Gründerprofil
Beschreibe dich als Gründer oder dein Gründerteam und das, was dich/euch ausmacht:
- Welche Ausbildung hast du? Hast du einen Meistertitel oder eine vergleichbare Qualifikation? Gibt es noch andere verpflichtende Weiterbildungen und Bescheinigungen, die du benötigst?
- Welche praktischen Erfahrungen bringst du mit?
- Welche betriebswirtschaftlichen Kenntnisse hast du?
- Wer übernimmt was im Betrieb?
Zeige offen auf, welche Kompetenzen du mitbringst – und welche du ggf. durch Weiterbildungen oder externe Beratung ergänzt.
Geschäftsidee
Hier beschreibst du dein konkretes Leistungsangebot und deine Geschäftsidee im Detail:
- Bietest du Komplettlösungen an oder bist du Spezialist für ein Gewerk?
- Willst du im Neubau oder eher im Bestand tätig sein?
- Arbeitest du vor Ort beim Kunden, in der Werkstatt oder beides?
- Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal – z. B. besonders energieeffiziente Lösungen, ökologisches Material oder schnelle Reaktionszeiten?
Je klarer du dein Profil formulierst, desto besser können andere (und du selbst) das Potenzial einschätzen.
„Heute ist auch wichtig, dass du nach außen kommunizierst, wofür du mit deinem Unternehmen stehst und was dir wichtig ist.“ - Sonja Höppner, Steuerberaterin
Zielgruppe
Wen möchtest du ansprechen? Die genaue Zielgruppe abzustecken ist wichtig, um dein Leistungsangebot entsprechend ausrichten zu können. Beantworte dir in deiner Zielgrupenanalyse de folgenden Fragen:
- Private Haushalte, Hausverwaltungen, Bauträger, öffentliche Auftraggeber oder alle?
- Welche Kundenbedürfnisse bedienst du (z. B. schnelle Verfügbarkeit, barrierefreier Umbau, Altbausanierung)?
- In welchem Preissegment bewegst du dich?
Dein Leistungsangebot sollte sich dabei an der Preissensitivität deiner Kunden und deren Bedürfnisse orientieren. Beispielsweise wird ein Hauseigentümer andere Leistungen in Anspruch nehmen, als ein Mieter..
Markt und Wettbewerb
Untersuche deine Marktumgebung innerhalb einer strukturieren Marktanalyse und Wettbewerbsanalyse:
- Wie viele Betriebe mit ähnlichem Angebot gibt es in der Region?
- Gibt es zu wenig Anbieter bestimmter Leistungen (z. B. Notdienste am Wochenende)?
- Gibt es Spezialisierungen, die kaum bedient werden?
Der Wettbewerb im Handwerk ist regional oft sehr unterschiedlich – dein Vorteil kann z. B. Schnelligkeit, Erreichbarkeit oder Spezialisierung sein.
Auch der Standort ist wichtig – nicht wegen Laufkundschaft, sondern wegen Erreichbarkeit, Platz für ein Lager, Parkmöglichkeiten für Fahrzeuge, Nähe zu Kunden oder Baumärkten.
Marketing und Vertrieb
Ein Handwerksbetrieb ohne gute Sichtbarkeit hat es schwer – auch wenn die Mundpropaganda im Handwerk stark ist. Dies ist allerdings stark regional abhängig. Auf dem Land funktioniert Mundpropaganda i.d.R. etwas besser, in der Stadt ist ein optimierter Google-Eintrag Gold wert. In deinem Businessplan solltest du zeigen, dass du diese Faktoren miteinbeziehst und deine Marketingstrategie entsprechend ausrichtest.
Folgende Strategien kannst du für dein Marketing verwenden:
- Klassisch: Anzeigen, Flyer, Schilder, Fahrzeugwerbung
- Digital: Eigene Website, Google My Business, Facebook oder Instagram
- Partnerschaften: Architekturbüros, Immobilienfirmen, Bauunternehmer
- Empfehlungen: Kundenbindung durch gute Arbeit, Bewertungsplattformen
Dein Auftreten sollte professionell und vertrauenswürdig sein – hier zählt besonders der erste Eindruck!
Organisation und Mitarbeiter
Gerade im Handwerk sind qualifizierte Mitarbeiter Gold wert – und schwer zu finden.
In deinem Businessplan solltest du darlegen:
- Welche Fachkräfte du brauchst (Gesellen, Helfer, Azubis)
- Welche Positionen solltest du neben Handwerkern noch besetzen (z.B. Verwaltung)?
- Wie du Personal finden und langfristig binden willst
- Welche Arbeitszeitmodelle du anbietest
- Wie du Einarbeitung und Weiterbildung organisierst
Auch wichtig: Welche Rolle du selbst übernimmst – Fachkraft auf der Baustelle oder eher Koordination, Akquise und Planung?
Rechtsform deines Handwerksbetriebs
Im Businessplan für einen Handwerksbetrieb sollte die Wahl der Rechtsform strukturiert und verständlich begründet werden. Dabei geht es nicht nur um die formale Unternehmensgründung, sondern auch um Haftungsrisiken, steuerliche Aspekte und die langfristige Entwicklung des Betriebs. Die Darstellung sollte zeigen, dass du dich bewusst für eine Rechtsform entschieden hast – passend zu deinem Geschäftsmodell und deiner Planung.
Typische Rechtsformen im Handwerk sind:
- Einzelunternehmen: Ideal für Solo-Gründer, unkompliziert und kostengünstig. Du hast volle Entscheidungsfreiheit, trägst aber auch die volle persönliche Haftung – inklusive deines Privatvermögens.
- GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts): Für kleinere Gründerteams ohne hohen Kapitalbedarf. Die Gründung ist einfach, jedoch haftet jeder Gesellschafter persönlich und gesamtschuldnerisch, was bei größeren Aufträgen oder Investitionen riskant sein kann.
- UG (haftungsbeschränkt) oder GmbH: Diese haftungsbeschränkten Kapitalgesellschaften bieten Schutz des Privatvermögens und wirken seriös gegenüber Kunden, Banken und Auftraggebern. Die Gründung ist aufwendiger und mit höheren Kosten verbunden, lohnt sich aber besonders bei größeren Projekten, Investitionen oder Personalaufbau.
Im Businessplan solltest du klar darlegen:
- Welche Rechtsform du wählst und warum
- Wie du mögliche Haftungsrisiken absicherst
- Ob du Wachstum planst (z. B. Mitarbeiter einstellen, Fuhrpark erweitern, gewerbliche Kunden bedienen)
- Wie sich die Rechtsform steuerlich auswirkt (z. B. Einkommensteuer vs. Körperschaftsteuer)
SWOT-Analyse
Bei einer SWOT-Analyse bewertest du kritisch die internen Stärken und Schwächen, sowie die externen Chancen und Bedrohungen für dein Konzept. Bewerte deine unternehmerische Ausgangssituation realistisch:
- Stärken: Erfahrung, Spezialisierung, Netzwerke
- Schwächen: Fehlendes Personal, wenig Erfahrung im Marketing
- Chancen: Regionale Nachfrage, Fachkräftemangel bei der Konkurrenz
- Risiken: Preisdruck, Konjunkturabhängigkeit, Abhängigkeit von wenigen Großkunden
Hier ein Beispiel für eine SWOT-Analyse für einen Handwerksbetrieb:
Der Betrieb fokussiert sich auf energieeffiziente Heizungssysteme und moderne Badsanierung. Durch die langjährige Berufserfahrung des Gründers als Installateur- und Heizungsbaumeister besteht ein fundiertes Fachwissen, ergänzt durch enge Kontakte zu regionalen Architekten und Bauträgern. Die Positionierung in einem wachsenden Marktsegment (energetische Gebäudemodernisierung) stellt eine zentrale Chance dar, insbesondere vor dem Hintergrund aktueller Förderprogramme. Eine Schwäche besteht derzeit im Bereich der digitalen Kundenansprache, welche durch den gezielten Einsatz von Online-Marketing-Maßnahmen (Website, Google Ads, regionale Portale) kompensiert werden soll. Um die Abhängigkeit von zwei Hauptauftraggebern zu reduzieren, ist der sukzessive Ausbau des Privatkundengeschäfts sowie die Zusammenarbeit mit Energieberatern vorgesehen. Der Finanzplan berücksichtigt zudem einen Liquiditätspuffer zur Absicherung gegen saisonale Schwankungen.
Zeige, dass du Risiken nicht ignorierst – sondern bewusst gegensteuerst, z. B. durch Puffer im Finanzplan oder breitere Kundengewinnung.
Finanzplan
Ein belastbarer Finanzplan ist das Fundament jedes erfolgreichen Handwerksbetriebs. Er zeigt, ob dein Vorhaben wirtschaftlich tragfähig ist und wie es finanziert wird. Für Banken, Förderstellen und Geschäftspartner ist er eine zentrale Entscheidungsgrundlage. Daher muss er solide kalkuliert, realistisch geplant und transparent dokumentiert sein.
- Investitionen (einmalige Anschaffungen zum Start): In der Startphase entstehen Anschaffungskosten für:
- Werkzeuge und Maschinen (z. B. Bohrhämmer, Messgeräte, Spezialwerkzeuge)
- Fahrzeuge (z. B. Transporter, Anhänger, ggf. Leasing)
- Betriebseinrichtung (Werkstattmöbel, Lager, Büroausstattung)
- Software und IT (z. B. Handwerkersoftware, Angebots- und Rechnungsprogramme, Zeiterfassung)
- Diese Positionen sollten im Businessplan in einer übersichtlichen Investitionstabelle mit Einzelposten, Kosten und Begründung dargestellt werden.
- Finanzierungsplan: Hier legst du dar, wie du die Investitionen finanzierst:
- Eigenkapital: verfügbarer Anteil aus eigenen Mitteln
- Fremdkapital: z. B. Bankkredite, Leasingverträge
- Fördermittel: z. B. KfW-Gründerkredit, regionale Handwerksförderprogramme
- Zeige, wie hoch dein Kapitalbedarf ist, wie du ihn deckst und wie du Rückzahlungen planst.
- Fixkosten (monatlich wiederkehrende Ausgaben): Diese sollten realistisch über 12 bis 24 Monate kalkuliert werden. Dazu zählen:
- Betriebskosten: Miete für Werkstatt, Strom, Wasser, Müll, Kfz-Kosten
- Personalkosten: Löhne, Lohnnebenkosten, ggf. externer Buchhalter
- Versicherungen: Betriebshaftpflicht, Fahrzeugversicherung, ggf. Rechtsschutz
- Marketingkosten: Website, Flyer, Onlineanzeigen, Branchenverzeichnisse
- Telefon, Softwarelizenzen, Bankgebühren
- Umsatzkalkulation: Kalkuliere realistisch anhand:
- Anzahl der erwarteten Aufträge pro Monat
- Durchschnittlicher Auftragswert (z. B. Kleinaufträge vs. Sanierungsprojekte)
- Auslastungskapazität: Wie viele Stunden pro Woche sind fakturierbar?
- Optional: Saisonale Schwankungen (z. B. Bauhandwerk im Winter)
- Beispiel: 12 Aufträge x Ø 800 € = 9.600 € Monatsumsatz bei 70 % Auslastung.
- Rentabilitätsvorschau: Zeige auf, ab wann der Betrieb die Gewinnzone erreicht:
- Monat, in dem Umsatz die Fixkosten übersteigt (Break-even-Point)
- Prognose der Gewinnentwicklung für 2–3 Jahre
- Rücklagenbildung für Wachstum, Steuerzahlungen oder Investitionen
- Liquiditätsplanung: Plane alle monatlichen Ein- und Auszahlungen, um Engpässe zu vermeiden:
- Einnahmen aus Aufträgen mit realistischen Zahlungszielen
- Ausgaben für Material, Löhne, Miete, Kredite
- Puffer für unregelmäßige Zahlungen, Materialvorfinanzierung, Skonti oder unvorhergesehene Kosten
Praxisrelevant im Handwerk: Häufig musst du Material oder Subunternehmerleistungen vorfinanzieren, bevor Kunden zahlen. Plane daher ausreichend Liquidität ein – z. B. durch ein Betriebsmittelkonto oder Rücklagen.
Wichtig bei der Finanzplanung: Bleib realistisch. Schreib hier nicht einfach irgendwelche Wunsch-Einnahmen auf und halte deine Kosten nicht künstlich niedrig. Das fällt euch am Ende auf die Füße und die Realität holt euch ein.“ - Sonja Höppner, Steuerberaterin
Genehmigungen und Vorschriften
Abhängig vom Gewerk brauchst du ggf.:
- Eintragung in die Handwerksrolle (bei meisterpflichtigen Gewerken)
- Gewerbeanmeldung
- Berufsgenossenschaft-Anmeldung
- Unbedenklichkeitsbescheinigungen (z. B. für öffentliche Aufträge)
- Nachweise über Sachkunde, Qualifikationen, Zertifizierungen
Auch Versicherungen wie Betriebshaftpflicht, Firmenfahrzeugversicherung oder Inhaltsversicherung sind wichtig – und sollten im Businessplan berücksichtigt werden. Lege dar, dass du diese Genehmigungen etc. auf dem Schirm hast und um welche du dich ggf. schon gekümmert hast.
Zusätzliche Unterlagen für den Businessplan
Diese Dokumente gehören in den Anhang:
- Lebenslauf
- Qualifikationsnachweise (z. B. Meisterbrief)
- Marktanalysen, Standortskizzen
- Mietverträge, Leasingverträge für Fahrzeuge
- Finanzierungszusagen oder -angebote
- Beispielrechnungen, Kalkulationsgrundlagen
- Selbstauskunft, SCHUFA-Auskunft
Zusammenfassung
Dein Handwerksbetrieb beginnt nicht mit dem ersten Auftrag – sondern mit einem durchdachten Businessplan. Dieser zeigt, dass du dein Handwerk nicht nur fachlich, sondern auch unternehmerisch verstehst.
Er hilft dir, deinen Betrieb wirtschaftlich auf stabile Beine zu stellen, Risiken zu erkennen, Chancen zu nutzen – und am Markt zu bestehen. Mit einem guten Businessplan überzeugst du nicht nur andere, sondern auch dich selbst.
Also: Planen, kalkulieren, loslegen – mit einem Businessplan, der so solide ist wie deine handwerkliche Arbeit.