Du träumst von deinem eigenen Fitnessstudio und willst mit deinem Konzept durchstarten? Super! Doch bevor du loslegst, solltest du einen durchdachten Businessplan erstellen – nicht nur, um Banken und Investoren zu überzeugen, sondern auch, um dir selbst Klarheit über dein Vorhaben zu verschaffen.
Ein Businessplan ist dein Werkzeug, um Ideen zu strukturieren, deine Zielgruppe zu definieren, Finanzierungslücken zu identifizieren und branchenspezifische Herausforderungen realistisch einzuschätzen. Erfahre hier, wofür den Businessplan brauchst, worauf du in der Fitnessbranche achten solltest und, welche Themen der Businessplan behandeln sollte.
Was ist ein Businessplan und wofür brauchst du ihn?
Ein Businessplan ist das strategische Grundgerüst deines Unternehmens – wie ein Trainingsplan für den gezielten Muskelaufbau, nur eben für dein Business. Ob du Fördermittel beantragst, Investoren ansprichst oder deine eigene Vision strukturieren willst: Der Businessplan ist dein Schlüssel zur professionellen Umsetzung.
Wichtige Bestandteile deines Businessplans in der Fitnessbranche sind:
- Standortanalyse
- Zielgruppenanalyse
- Leistungsangebot (Kurskonzept, Gerätepark, Personal Training etc.)
- Personalplanung
- Finanzplanung
- Marketing- und Vertriebsstrategie
- Risikobewertung
„Ein Businessplan hat keine gesetzlichen Vorgaben. Die Inhalte, die wir hier vorgestellt haben, haben sich bei Investoren, Arbeitsamt und Co. aber als sinnvoll erwiesen.“ - Sonja Höppner, Steuerberaterin
Je nach Zweck bzw. nach den Personen, an die sich dein Businessplan richtet, kann der Umfang deiner Ausarbeitung variieren. Grundsätzlich sollte sich der Seitenumfang zwischen 15 und 20 Seiten bewegen.
Besonderheiten der Fitnessbranche
Die Fitnessbranche boomt – aber sie ist auch dynamisch und wettbewerbsintensiv. Immer neue Anbieter, Trends wie Online-Fitness oder Boutique-Studios und hohe Kundenerwartungen machen den Markt anspruchsvoll.
Das bedeutet für dich als Gründer: Du brauchst mehr als nur Begeisterung für Sport, Ernährung und den Fitness-Lifestyle. Du musst wissen, wie du dein Studio von der Konkurrenz abhebst, deine Zielgruppe erreichst, die Auslastung maximierst – und mit Entwicklungen wie Digitalisierung und Gesundheitstrends mithalten kannst.
Besonderheiten, auf die dein Businessplan eingehen sollte, sind beispielsweise:
- Trends und Nischen: Boutique-Gyms, EMS, CrossFit, Frauensport, Seniorenfitness etc. – wo positionierst du dich?
- Kundenbindung: Beachte Faktoren wie Kündigungsfristen, flexible Tarife, App-Nutzung, persönliche Betreuung
- Hygienestandards: Besonders in der Fitnessbranche gibt es hier starke Reglementierungen
- Saisonabhängigkeit: Bedenke saisonale Besonderheiten wie z.B. eine ausgeprägte Neujahrswelle
- Betreuungsqualität vs. Preisstruktur: Setzt du lieber auf eine Discount-Strategie oder auf Premium-Betreuung gegen höhere Mitgliedsbeiträge?
„Heute ist auch wichtig, dass du nach außen kommunizierst, wofür du mit deinem Unternehmen stehst und was dir wichtig ist.“ - Sonja Höppner, Steuerberaterin
Aufbau deines Businessplans für ein Fitnessstudio
Ein vollständiger Businessplan in der Fitnessbranche ist aus verschiedenen Teilplänen aufgebaut. Hier findest du die wichtigsten Bestandteile im Überblick:
Executive Summary
Hier gibst du einen knackigen Überblick über dein Vorhaben. Warum wird gerade dein Studio erfolgreich sein? Was macht dein Konzept besonders – ein innovatives Trainingsmodell, smarte Digitalisierung, eine klare Zielgruppenfokussierung?
Antworten auf diese Fragen gehören in die Executive Summary:
- Was ist dein Geschäftsmodell?
- Wo liegt dein Alleinstellungsmerkmal?
- Wer ist deine Zielgruppe?
- Warum ist der gewählte Standort ideal?
- Wie erreichst du wirtschaftliche Tragfähigkeit?
Gestalte die Executive Summary so, dass sie den Leser zum Weiterlesen anregt. Schreibe sie zudem idealerweise erst ganz am Ende, um dein Geschäftskonzept präzise auf den Punkt bringen zu können.
„Die Daten, Zahlen, Fakten sind das Kernstück des Businessplans.“ - Sonja Höppner, Steuerberaterin
Gründerprofil
Erkläre, warum gerade du ein Fitnessstudio gründen willst – und kannst:
- Bist du ausgebildeter Trainer oder hast du betriebswirtschaftliches Know-how?
- Was ist deine persönliche Motivation, dein eigenes Fitnessstudio zu eröffnen?
- Welche Erfahrungen bringst du mit – sowohl fachlich als auch unternehmerisch?
- Welche Rollen übernehmen du und ggf. deine Mitgründer?
- Wo gibt es Defizite – und wie wirst du sie ausgleichen (z. B. durch Partnerschaften, Weiterbildungen)?
Sei ehrlich, aber überzeugend: Niemand erwartet Perfektion – aber realistische Selbsteinschätzung und Lernbereitschaft sind unabdingbar.
Geschäftsidee
Hier wird es konkret: Was ist das genaue Konzept deines Fitnessstudios?
- Bietest du klassisches Training oder spezialisierte Angebote wie Reha-Sport, Functional Training, EMS oder Yoga?
- Ist dein Studio Teil eines Franchise oder ein eigenes Konzept?
- Wie sieht die Mitgliederstruktur aus (Mitgliedschaft, Tagespässe, Kursbuchung)?
- Gibt es Zusatzangebote wie Ernährungsberatung, Wellness, Sauna?
Erkläre auch, wie du dich von den Wettbewerbern unterscheidest – sowohl inhaltlich als auch preislich oder atmosphärisch.
Zielgruppe
Wer trainiert bei dir und warum? Überlege dir, welche Zielgruppe du mit deinen angebotenen Leistungen ansprechen möchtest:
- Richtest du dich an Berufstätige, Senioren, Frauen, Fitnessneulinge, Profis oder alle? Wie lassen sich all diese Personengruppen vereinen?
- Welche Leistungen bietest du für welchen Teil der Zielgruppe an?
- Welche Bedürfnisse haben deine Zielkunden (flexible Zeiten, persönliche Betreuung, günstige Beiträge)?
- Was erwartet deine Zielgruppe in puncto Service, Ausstattung und Preisgestaltung?
Je besser du deine Zielgruppe kennst, desto passgenauer kannst du dein Angebot gestalten. Führe dazu eine Zielgruppenanalyse dar und erstelle ggf. Personas, die du in deinen Businessplan integrierst.
Markt und Wettbewerb
Der Fitnessmarkt ist regional stark unterschiedlich. Analysiere am besten die folgenden Aspekte in deiner Marktanalyse und Wettbewerbsanalyse:
- Wie viele Fitnessstudios gibt es in deinem Einzugsgebiet?
- Welche Konzepte dominieren den Markt (Discounter, Premium, Nischenanbieter)?
- Gibt es Lücken im Angebot (z. B. fehlende Frauenstudios, keine Kurse für Senioren)?
- Wie schätzt du die Kaufkraft und Sportaffinität in deiner Region ein? (z. B. über Statistiken von Statista, IHK oder Kommunen)
Der Standort ist hier entscheidend: Sichtbarkeit, Erreichbarkeit, Parkplatzsituation und soziales Umfeld spielen eine große Rolle. Hier ein Beispiel:
Geplant ist die Eröffnung eines Studios im Süden von Freiburg, in einem Stadtteil mit überdurchschnittlicher Kaufkraft und hohem Akademikeranteil. Im Umkreis von drei Kilometern befinden sich vier Discountstudios, jedoch kein Premiumanbieter mit persönlicher Betreuung. Zudem liegt das Studio in direkter Nähe zu zwei großen Bürokomplexen und mehreren Wohnquartieren, was Berufstätige wie auch Familien anspricht. Es gibt ausreichend Parkplätze und eine Straßenbahnhaltestelle in 100 Metern Entfernung – optimale Voraussetzungen für Laufkundschaft und Pendler. Besonders relevant: Im näheren Umkreis werden aktuell keine Kurse für Senioren angeboten, obwohl der Altersdurchschnitt im Stadtteil bei 47 Jahren liegt. Hier ergibt sich eine klare Positionierungschance.
Marketing und Vertrieb
Mache dir früh Gedanken über deine Kundengewinnung – besonders in der Startphase.
Wichtige Fragen, die dir dabei helfen können, sind zum Beispiel:
- Wie machst du auf dein Studio aufmerksam (Eröffnungsangebote, Influencer, Tag der offenen Tür)?
- Welche Marketingkanäle nutzt du (Social Media, lokale Werbung, Google Ads)?
- Wie sieht dein Branding aus – hast du eine klare Markenbotschaft?
- Wie gehst du mit Kundenbewertungen um – und nutzt du Empfehlungsmarketing?
Besonders in der Fitnessbranche entscheidet oft das Bauchgefühl – hier zählt der erste Eindruck, den dein Studio dem Kunden vermittelt, doppelt!
Organisation und Personal
Für deinen Businessplan solltest du dir zudem schon frühzeitig Gedanken darüber machen, wer für dich arbeiten soll - und wie viele:
- Wie viele Trainer brauchst du zum Start?
- Welches Qualifikationslevel brauchen deine Trainer? Wie proaktiv sollen diese auf die Mitglieder während des Trainings einwirken?
- Bietest du Kurse an – wer leitet diese?
- Brauchst du einen Empfang oder setzt du auf digitale Check-ins?
- Wie sicherst du die Qualität deines Personals (Fortbildung, Zertifikate)?
- Wen brauchst du noch, außer Trainer (z.B. Reinigungskräfte, Verwaltungspersonal, …)? Welche Positionen kannst du ggf. an externe Dienstleister auslagern?
Zeige, dass du dein Team nicht nur als Kostenfaktor, sondern als Erfolgsfaktor betrachtest – und dass du weißt, wie man motivierte Mitarbeitende findet und hält.
Rechtsform deines Fitnessstudios
Wähle die passende Rechtsform – und begründe deine Wahl fundiert. Besonders häufig werden für Fitnessstudios die folgenden Rechtsformen gewählt:
- Einzelunternehmen: Schnelle Gründung, allerdings trägst du die vollständige Haftung.
- UG oder GmbH: Bessere Außenwirkung und Haftungsbeschränkung als das Einzelunternehmen, dafür fallen höhere Gründungskosten an.
- GbR: Geeignet für kleine Gründerteams, aber mit voller Haftung.
Denke unbedingt auch an Versicherungen, die du abschließen musst, z. B. Betriebshaftpflicht, Berufshaftpflicht für Trainer oder eine Inhaltsversicherung.
SWOT-Analyse
Bewerte dein Studio und dein Konzept realistisch nach den Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Gehe hierbei am besten nach der klassischen SWOT-Analyse vor:
- Stärken: z.B. Standort, einzigartiges Konzept, gutes Netzwerk
- Schwächen: z.B. Unerfahrenheit, hohe Anfangsinvestitionen
- Chancen: z.B. Trend zur Gesundheitsvorsorge, wachsendes Fitnessbewusstsein
- Risiken: z.B. Saisonalität, starke Konkurrenz, Preiskampf
Wichtig: Erkenne Risiken, aber zeige auch, wie du sie entschärfst – z. B. durch Puffer im Finanzplan oder Fokus auf Kundenbindung durch Treueprogramme o.Ä.
Finanzplan
Der Finanzplan bildet die wirtschaftliche Grundlage deines Fitnessstudio-Konzepts. Er zeigt, ob dein Vorhaben tragfähig ist, wann es sich rentiert und wie es finanziert wird – eine zentrale Entscheidungsgrundlage für Banken, Investoren oder Förderstellen. Er sollte folgende Elemente strukturiert darstellen:
- Investitionsplan: Einmalige Startinvestitionen für Trainingsgeräte, Ausstattungen (z. B. Hanteln, Cardiogeräte, Kursraumtechnik) Umbau- und Renovierungskosten (Duschen, Böden, Empfangsbereich), IT und Software (Verwaltungssysteme, Zugangskontrolle, Mitglieder-App) und die Erstausstattung (Möbel, Deko, Thekenausstattung)
- Finanzierungsplan: Zeigt auf, wie du die Investitionen deckst
- Eigenkapital (z. B. private Mittel)
- Fremdkapital (z. B. Bankkredit, Leasing für Geräte)
- Fördermittel (z. B. Gründerzuschuss, KfW-Kredit)
- Kostenübersicht (laufende Kosten):
- Fixkosten: Miete, Leasingraten, Versicherungen
- Personalkosten: Trainer, Servicekräfte, Reinigung
- Marketing: Website, Social Media, Werbemittel
- Lizenzen & Beiträge: Musiknutzung, Studioverwaltungssoftware
- Wartung: Geräteprüfung, Reinigung, IT-Service
- Umsatzprognose: Erwartete Einnahmen auf Monats- oder Jahresbasis. Dabei sollten geplante Mitgliederzahlen realistisch ansteigen (z. B. 100 im 1. Monat, 250 nach 6 Monaten etc.) und saisonale Effekte (wie z.B. Neujahr) miteinbezogen werden.
- Mitgliedsbeiträge nach Preisstruktur (z. B. Basis, Premium)
- Zusatzverkäufe (z. B. Getränke, Personal Training, Merchandise)
- Kursgebühren oder flexible Tages-/10er-Karten
- Rentabilitätsvorschau
- Berechne, wann der Break-Even-Point erreicht ist (Umsatz = Kosten)
- Zeige, ab wann Gewinne möglich sind (z. B. ab dem 8. Monat)
- Berücksichtige auch pessimistische Szenarien (geringerer Zulauf)
- Liquiditätsplanung
- Monatliche Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben
- Berücksichtigt Zahlungsziele (z. B. Leasingraten, Rückzahlungen)
- Wichtig, um Engpässe in der Anlaufphase abzufangen
Plane realistisch und lieber etwas zu pessimistisch als zu optimistisch.
„Rechne einfach mal aus, was deine Grundkosten sind, sowohl privat als auch für dein Business. Denn dann weißt du auch, welchen Finanzpuffer du haben solltest, wenn du mit deiner Selbstständigkeit all-in gehst, damit du auch mal ein halbes Jahr überbrücken kannst. Denn am Anfang sprudeln die Einnahmen ja noch nicht unbedingt so.“ - Sonja Höppner, Steuerberaterin
Genehmigungen und Vorschriften
Auch in der Fitnessbranche gelten bestimmte Vorschriften, die du unbedingt einhalten solltest:
- Gewerbeanmeldung
- Hygienestandards (insb. bei Sauna, Duschen, Trinkwasserversorgung)
- Brandschutzvorgaben (Fluchtwege, Feuerlöscher etc.)
- Baugenehmigungen bei Umbauten
- GEMA-Gebühren bei Musikwiedergabe
- Lizenzierung bei Franchise-Studios
Zeige in deinem Businessplan, dass du über die nötigen Genehmigungen informiert bist und welche du ggf. schon eingeholt hast.
Zusätzliche Unterlagen für den Businessplan
In den Anhang deines Businessplans gehören:
- Lebensläufe der Gründer
- Grundrisse
- Miet- oder Pachtverträge
- Finanzierungszusagen
- Marktanalysen oder Umfragen
- Trainerzertifikate
- Beispielhafte Kurspläne oder Mitgliederangebote
- Schufa-Auskunft und Selbstauskunft
Zusammenfassung
Ein Fitnessstudio zu gründen bedeutet weit mehr, als nur Geräte aufzustellen und Türen zu öffnen. Es geht darum, eine starke Marke aufzubauen, deine Zielgruppe gezielt anzusprechen und ein überzeugendes Gesamterlebnis zu schaffen – vom ersten Training bis zur langfristigen Kundenbindung. Dein Businessplan ist dabei dein strategischer Trainingsplan: Er definiert Ziele, Meilensteine und Belastungsgrenzen – fundiert, durchdacht und auf Wachstum ausgerichtet. Mach ihn zu deinem stärksten Erfolgsfaktor – und zum Startschuss für ein Studio, das nicht nur Menschen bewegt, sondern auch selbst in Bewegung bleibt.