Du kennst dieses leidige Thema: Die Rechnung ist raus, aber dein Kunde zahlt einfach nicht! Jetzt solltest du ein wachsames Auge auf diese Ausgangsrechnung haben. Diese kann verjähren und zu einem finanziellen Verlust führen.
Aber wann verjähren Forderungen? Und wie lässt sich das Risiko einer Verjährung bei Rechnungsstellung reduzieren?
In unserem Ratgeber versorgen wir dich mit allen Informationen und Fakten rund um das Thema Verjährung von Forderungen.
Was bedeutet Verjährung von Forderungen?
Unter Verjährung von Forderungen wird der Ablauf des rechtlichen Zeitraums verstanden, in dem ein Gläubiger seinen Anspruch geltend machen kann. Nach Ablauf dieser Frist ist der Schuldner rechtlich nicht mehr dazu verpflichtet, die Forderung zu erfüllen.
Beispiel: Dir ist eine unbezahlte Rechnung aus dem Jahr 2020 „durchgerutscht“, die du in 2024 einforderst. Der Kunde beruft sich auf die Verjährung der Geldforderung, die bei Rechnungen nach drei Jahren eintritt.
Auch wenn dein Anspruch rechtlich gesehen noch besteht, ist die Forderung nach Ablauf der Verjährungsfrist gerichtlich nicht mehr durchsetzbar.
Die ausführliche Definition der Verjährung findest du unter § 1486 im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB).
Einrede der Verjährung
Eine Einrede der Verjährung ist eine einseitige Erklärung seitens des Kunden (oder genauer: Schuldners), dass er für die Forderung nach Ablauf der Verjährungsfrist nicht mehr belangt werden kann. Er macht somit von seinem Leistungsverweigerungsrecht Gebrauch.
Wichtig ist, dass die Einrede der Verjährung im Rahmen eines gerichtlichen Verfahrens geltend gemacht wird. Ist diese Einrede erfolgreich, ist der Anspruch auf Erfüllung der Forderung aufgrund der abgelaufenen Verjährungsfrist nicht mehr durchsetzbar.
Wie lang sind die Verjährungsfristen bei Forderungen?
Die gängige Verjährungsfrist für vertraglich und gesetzliche Forderungen in Österreich sind drei Jahre (§§ 1480 ff ABGB). Nach Ablauf dieser Zeit muss der Kunde der Forderung nicht mehr nachkommen.
Abhängig von der Art des Anspruchs (z.B. vertragliche Ansprüche, Ansprüche aus Delikten) und den jeweiligen gesetzlichen Regelungen können die Fristen abweichen. Das ist zum Beispiel bei Mängelansprüchen der Fall. Wenn du ein Produkt aufgrund von Mängeln reklamieren möchtest, beträgt die Verjährungsfrist ab Kauf- bzw. Lieferdatum lediglich zwei Jahre (siehe § 933 Abs. 1 ABGB).
Weitere abweichende Verjährungsfristen sind in §§ 1480 ff ABGB und zahlreichen Sondergesetzen (z.B. Immobilienkäufe) geregelt.
Was sind die Verjährungshöchstfristen?
Eine Verjährungsfrist beginnt erst dann, wenn du als Lieferant, Dienstleister oder ganz allgemein Anspruchsinhaber über deinen Anspruch informiert wurdest bzw., Kenntnis darüber hättest erlangen können. Damit sich Forderungen nicht endlos in die Länge ziehen, gibt es Verjährungshöchstfristen. Nach Ablauf dieser Höchstfrist verfällt der Anspruch auf die Forderung endgültig – ob du nun davon wusstest oder nicht.
Die maximale Verjährungsfrist in Deutschland beträgt 30 Jahre. Diese bezieht sich zum Beispiel auf Schadensersatzansprüche, die auf der Verletzung des Lebens, des Körpers, der Gesundheit oder der Freiheit beruhen.
Die Höchstfristen von Verjährungen sind in den § 1480 ABGB ausführlich geregelt. Für alle Fälle, die dort nicht aufgelistet sind, gilt die Höchstfrist von 3 Jahren.
Wir haben dir eine Übersicht wichtiger Ansprüche und deren Verjährungsfristen zusammengefasst:
Ab wann beginnt die Verjährungsfrist?
Die Verjährungsfrist beginnt laut § 199 Abs. 1 BGB grundsätzlich am Ende des Jahres, in dem die Forderung entstanden ist. Der 31. Dezember ist also ein wichtiger Stichtag, den du dir im Kalender markieren solltest. Wenn der letzte Tag der Frist auf einen Feier-, Sonn- oder Samstag fällt, verschiebt sich das Ende der Frist auf den nächsten Werktag (§ 193 BGB).
Beispiel: Für eine Rechnung aus Juni 2023 beginnt die Verjährungsfrist am 31.12.2023. Nach drei Jahren verjährt die Forderung damit am 31.12.2026.
Wichtig zu wissen: Bei den Höchstfristen endet der Verjährungszeitraum nicht wie bei Forderungen am Jahresende. Sie endet an dem Tag, an dem die Frist vor zehn Jahren begonnen hat.
Wie kann ich die Verjährung verhindern?
Um das Risiko einer Verjährung deiner Geldforderung zu verhindern, solltest du stets einen guten Gesamtüberblick über deine Rechnungen haben. Auch besondere Umstände können bewirken, dass eine regelmäßige Verjährungsfrist von drei Jahren unterbrochen, also gehemmt wird. Somit kannst du auch noch kurz vor Ablauf der Frist die Verjährung deines Anspruchs verhindern.
Schauen wir uns das einmal genauer an.
Hemmung der Verjährung
Ist eine Verjährung gehemmt, drückst du sozusagen die Pause-Taste. Die Verjährung wird dabei nicht gestoppt, sondern geht nach der Unterbrechung weiter. Maßnahmen für die Hemmung (also Unterbrechung) der Verjährung lt. § 1497 ABGB sind:
- Verhandlung: Treten beide Parteien miteinander in Verhandlung, ist die Verjährung gehemmt, bis der Gläubiger die Ansprüche des Schuldners endgültig ablehnt.
- Klage: Eine rechtzeitige Klageerhebung unterbricht die Verjährung.
- Mahnbescheid: Die termingerechte Zustellung eines Mahnbescheids ist der schnellste Weg, eine Verjährung zu hemmen.
- Höhere Gewalt: Ist der Gläubiger in Folge einer höheren Gewalt wie z.B. Naturkatastrophen an der Rechtsverfolgung seiner Forderung gehindert, kann die Verjährung ebenfalls gehemmt werden.
Nach dieser Hemmung der Verjährung beginnt die Frist nicht erneut. Sie knüpft dort an, wo sie vor der Unterbrechung geendet ist. Die Dauer der Hemmung wird der Verjährungsfrist hinzugerechnet.
Gut zu wissen: Zahlungserinnerungen, Mahnungen oder das Einschreiten eines Inkassobüros allein hemmen die Verjährung nicht!
Neubeginn der Verjährung
In zwei Fällen kann es zu einem Neubeginn der Verjährung kommen. Diese sind:
- Ratenzahlung: Durch die Zahlung der Rate oder einer Abschlagszahlung wird die ursprüngliche Verjährungsfrist gehemmt. Sie beginnt mit jedem gezahlten Betrag erneut (OGH Entscheidung 6Ob48/64).
- Vollstreckung: Es wird eine gerichtliche oder behördliche Vollstreckungsmaßnahme vorgenommen z.B. § 9 IO (Insolvenzordnung).
Hier beginnt die Frist tatsächlich komplett neu.
So minimierst du das Risiko einer Verjährung: unsere 5 Tipps
Damit es gar nicht erst zu einer drohenden Verjährung kommt, solltest du deine Rechnungen korrekt ausstellen und ihren Status in regelmäßigen Abständen überprüfen.
Mit unseren 5 Tipps behältst du den Überblick:
- Tipp 1: Stelle deine Leistungen sofort in Rechnung.
- Tipp 2: Formuliere ein eindeutiges Zahlungsziel.
- Tipp 3: Vermeide inhaltliche und formale Fehler beim Rechnungen schreiben.
- Tipp 4: Verschicke deine Mahnungen rechtzeitig und scheue dich nicht mehrfach zu mahnen bzw. weitere rechtliche Schritte einzuleiten (Bsp. Inkasso oder ein gerichtliches Mahnverfahren)
- Tipp 5: Behalte die Verjährungsfristen im Blick.
Gut zu wissen: Die Buchhaltungssoftware von sevdesk unterstützt dich bei diesen Aufgaben. Du ersparst dir das lästige Suchen nach Rechnungen in unübersichtlichen Ordnern und Excel-Dateien und siehst auf einen Blick, welche Rechnungen noch offen sind bzw. wo Handlungsbedarf besteht.
Etabliere ein gutes Forderungsmanagement
Einen Tipp haben wir noch, um die Verjährung deiner Forderungen zu vermeiden: ein effektives Forderungsmanagement. Dies überwacht und steuert den gesamten Prozess von der Erstellung der Rechnung bis hin zum Zahlungseingang.
Ein aktives Forderungsmanagement unterstützt durch:
- Bonitätsprüfung
- Rechnungserstellung
- Zahlungsabwicklung
- Debitorenbuchhaltung
- Mahnverfahren
- Inkasso
Weitere Informationen zum Thema haben wir dir hier kompakt zusammengefasst: Forderungsmanagement.
Risiko der Verjährung mit einer Buchhaltungssoftware minimieren
Alle Rechnungen und Mahnungen im Blick zu behalten, ist zeitintensiv. Damit du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst, ist die Nutzung einer Buchhaltungssoftware optimal.
Diese bietet dir eine kontinuierliche Überwachung von (Verjährungs-) Fristen. Ebenso reduziert sie das Risiko von Fehlern, die für dich zu einer rechtlichen Herausforderung werden könnten.
Außerdem berücksichtigt eine Buchungssoftware automatisch gesetzliche Änderungen. Somit bist du immer auf dem aktuellen Stand.
Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick:
- Zeitersparnis durch automatisierte Erstellung von Rechnungen
- Fehlerreduktion durch standardisierte Vorlagen
- Überwachung von Zahlungseingängen und Mahnwesen
Zusammenfassung
Die Verjährung von Forderungen regelt den zeitlichen Rahmen, in dem Ansprüche geltend gemacht werden können. Grundsätzlich verjähren Forderungen nach drei Jahren. Die Verjährungsfrist beginnt ab dem Zeitpunkt, in dem der die Forderung entstanden ist.
Um das Risiko einer Verjährung zu reduzieren, solltest du deine Buchhaltung aktuell halten und offene Forderungen im Blick haben. Somit kannst du rechtzeitig angemessene Schritte unternehmen und Zahlungsausfälle vermeiden.
Mit einem guten Forderungsmanagement ersparst du dir jede Menge Zeit und Nerven.
Tipp: Die automatisierte Buchhaltungssoftware von sevDesk liefert dir einen perfekten Überblick über deine Rechnungen und lässt dich so schnell und unkompliziert erkennen, wann eine Verjährungsfrist droht.