Factoring ist eine kreditähnliche Form der kurzfristigen Unternehmensfinanzierung. Damit verbesserst du deine Liquidität und verringerst die Gefahr von Forderungsausfällen. Aber wie funktioniert das genau und welche Arten gibt es? Erfahre hier mehr zum Funktionsprinzip des Forderungsverkaufs, zu den Vor- und Nachteilen und den Kosten.
Definition: Was ist Factoring?
Beim Factoring verkaufst du die offenen Forderungen gegenüber deinen Kunden an eine Factoringgesellschaft, noch bevor sie fällig werden. Das Factoringunternehmen zahlt einen Großteil der Forderung an dich aus und erhält dafür das Eigentum daran. Du musst dich also für die betreffenden Forderungen nicht mehr um das Forderungsmanagement kümmern.
Mittels Factoring kannst du schnell deine Liquidität erhöhen und deine Finanzen verbessern, ohne den Ablauf der Zahlungsfrist abwarten zu müssen.
Das Factoring erledigt drei wichtige Aufgaben:
- Übernahme der Garantie für die Zahlungsfähigkeit des Schuldners (Delkredere), dadurch Verlagerung des Zahlungsausfallrisikos zur Factoringgesellschaft
- Vorfinanzierung deiner Forderungen für Dienstleistungen oder Warenlieferungen um 80 bis 90 Prozent (Restzahlung nach Ausgleich der Rechnung durch die Kundschaft)
- Bonitätsprüfung und gegebenenfalls Debitorenmanagemen
So funktioniert Factoring
Der Ablauf des Factorings lässt sich in wenige Schritte unterteilen, die wir dir nachfolgend detailliert erklären.
- Forderungen stellen
Zunächst einmal musst du deinem Kunden eine ordentliche Rechnung für die erbrachten Dienstleistungen oder Warenlieferungen stellen. Durch sie entsteht die Forderung. - Factoringgesellschaft kontaktieren
Wähle ein Factoringunternehmen aus. Achte dabei auf ein transparentes Reporting, Individualität bei der Gestaltung des Factoringvertrags, die Konditionen und die Bedingungen. - Forderung und Bonität des Debitors prüfen (Factoringgesellschaft)
Bevor der Factor dir die Forderung abkauft, prüft er die sogenannte Verität der Forderung. Es ist wichtig, dass die Forderung zu Recht besteht und du eine korrekte Rechnung an deinen Kunden geschickt hast. Wenn dies der Fall ist, prüft der Factor im nächsten Schritt die Bonität und Liquidität des Debitors. So verringert er das Ausfallrisiko für den Forderungsbestand. - Forderung verkaufen
Nun kannst du mit der Factoringgesellschaft den Factoringvertrag abschließen. Dabei gilt es, alle Rahmenbedingungen für den Verkauf genau festzulegen (z. B. betroffene Forderungsbestände, Laufzeit, Gebühren und Zinsen). - Bruttoforderung auszahlen
Wenn der Factoringvertrag unterschrieben ist, dauert es ungefähr 48 Stunden, bis die Factoringgesellschaft dir je nach Vereinbarung 80 bis 90 Prozent der Bruttoforderung überweist. Im Gegenzug geht durch den Kaufvertrag deine Forderung auf den Factor über. Er ist jetzt dafür verantwortlich, die komplette ausstehende Summe einzutreiben und den Rest an dich zu überweisen (Inkassowesen). - Offene Forderung eintreiben
Überschreitet der Debitor das Zahlungsziel, musst du dich um nichts kümmern. Der Factor übernimmt die Eintreibung der Außenstände. Zu diesem Zweck informiert er den Debitor über die neue Bankverbindung, an die er den Rechnungsbetrag überweisen kann. - Rechnung bezahlen
Im Normalfall bezahlt der Debitor die offene Rechnung nun an den Factor. Falls nicht, trägt die Factoringgesellschaft das Ausfallrisiko bei Zahlungsunfähigkeit. - Den Restbetrag an dich auszahlen
Im letzten Schritt überweist dir der Factor die Restsumme von 10 oder 20 Prozent und das Verfahren ist damit beendet.
Die wichtigsten Grundformen des Factorings
Beim Forderungsverkauf gibt es verschiedene Formen. Sie unterscheiden sich darin, wer das Ausfallrisiko trägt und ob deine Kunden von dem Forderungsverkauf erfahren.
Echtes Factoring vs. unechtes Factoring
Der Unterschied zwischen dem unechten und dem echten Factoring besteht in der Risikoübernahme und im Ausfallschutz:
- Beim echten Factoring übernimmt der Factor nach dem Kauf der Forderungen das Risiko, dass der Schuldner möglicherweise seine Schulden nicht bezahlt oder zahlungsunfähig wird.
- Beim unechten Factoring liegt das Ausfallrisiko für deine Außenstände bei dir. Das Factoringunternehmen kann hier den Forderungskauf wieder rückabwickeln, wenn der Schuldner z.B. nicht zahlt.
Offenes Factoring vs. stilles Factoring
Bei diesen Formen des Factorings liegt der Unterschied darin, ob deine Kunden darüber informiert werden, dass du die Forderung an die Factoringgesellschaft abgetreten hast:
- Beim offenen Factoring teilst du deinen Kunden den Forderungsverkauf mit und bittest gleichzeitig um Überweisung der offenen Summe an den Factor.
- Beim stillen Factoring erfahren die Kunden davon nichts. Aber du musst auf der Rechnung die Bankverbindung des Factors angeben, damit das Geld bei der Zahlung direkt dort landet und nicht auf deinen Konten.
Factoring: Kosten und Gebühren
Das Factoring ist eine Art der Unternehmensfinanzierung, mit der du deine Eigenkapitalquote erhöhen kannst. Allerdings verursacht sie auch Kosten:
- Factoringgebühr: Die Factoringgebühr wird für den Aufwand der Factoringgesellschaft fällig und hängt von deinem Jahresumsatz ab. Sie liegt meist zwischen 0,25 und 1 Prozent.
- Factoringzins: Der Factoringzins ist ein Jahreszins, der sich danach richtet, welcher Anteil deines Jahresumsatzes vom Factor ausgezahlt werden soll (z. B. 80 oder 90 Prozent). Er liegt meist zwischen 4 und 8 Prozent und bietet Potenzial zur Einsparung, wenn du den geringeren Auszahlungsfaktor wählst.
- Prüfgebühr: Die Prüfgebühr hängt von der Art des gewählten Factorings ebenso ab wie von der Menge der Debitoren und dem Risiko des Forderungsausfalls.
Beispielrechnung für die Gebühren des Factorings
Stell dir vor, du verkaufst der Factoringgesellschaft eine Forderung über 10.000 Euro. Das ursprüngliche Zahlungsziel auf der Rechnung liegt bei 60 Tagen. Du erhältst von deinem Factor eine Auszahlung in Höhe von 80 Prozent, also 8.000 Euro. Es fallen folgende Gebühren an:
- 1,9 Prozent Gebühr auf die Höhe des Brutto-Rechnungsbetrags
10.000 Euro x 1,9 Prozent = 190 Euro - 3,5 Prozent p. a. Factoringzins (Berechnung auf Basis des ausgezahlten Betrags)
8.000 Euro x 3,5 Prozent (60 Tage) = 46,60 Euro - Kosten für die Bonitätsprüfung: 29,95 Euro einmalig pro Jahr
In diesem Fall würdest du also 266,55 Euro Factoring-Gebühren zahlen.
Vor- und Nachteile von Factoring
Lohnt sich Factoring für dich, um deinen Ausfallschutz und dein Inkassowesen zu optimieren? Die Übersicht der Vor- und Nachteile unterstützt dich bei der Entscheidung:
Es gilt also abzuwägen, ob bzw. wann es für dich und dein Unternehmen sinnvoll ist.
Wie sich Factoring von Inkasso unterscheidet
Über das Factoring wickelst du meist größere Forderungsbestände mit vielen Einzelrechnungen ab, um dein Forderungsmanagement zu entlasten und deine Liquidität schnell zu erhöhen. Es wird eingesetzt, bevor das Zahlungsziel überschritten wurde, und du bekommst einen Großteil deines Geldes sofort.
Ein Inkasso beauftragst du hingegen, wenn eine Rechnung überfällig ist und dein Kunde trotz Mahnungen nicht zahlt. Das Inkassounternehmen übernimmt die Beitreibung der Forderung. Dein Geld bekommst du erst, wenn diese erfolgreich war. Mehr darüber erfährst du in unserem Beitrag zur Beauftragung eines Inkassos.
Fazit zum Factoring
Factoring ist eine gute Lösung zur Absicherung deiner Finanzen. Hauptgrund ist dein Liquiditätserhalt sowie die Risikoübernahme durch einen Factor. Das bewahrt dich vor Zahlungsausfällen, etwa bei Kunden mit hohen Außenständen oder schlechter Zahlungsmoral.
Factoring lohnt sich besonders dann für dich, wenn du die neu gewonnene Liquidität zur Anschaffung von Material für einen bevorstehenden Großauftrag oder für geplante Investitionen nutzen kannst. Auch zur Absicherung bei sehr hohen Rechnungsbeträgen oder bei schlechten Erfahrungen mit bestimmten Kunden ist Factoring eine gute Wahl für dich.