Unter dem Begriff Fremdkapital fasst du alle Schulden deines Unternehmens zusammen. Dazu gehören langfristige Bankdarlehen ebenso wie Zahlungsverpflichtungen aus Lieferungen deiner Lieferanten. In diesem Beitrag erfährst du, welche Posten zum Fremdkapital gehören und wie du es in der Bilanz richtig ausweist.
Merkmale des Fremdkapitals
In der Regel weist das Fremdkapital folgende Merkmale auf:
- Die Kapitalüberlassung ist befristet.
- Die Gläubigerin oder der Gläubiger hat Anspruch auf Tilgung sowie gegebenenfalls Zins. Das Unternehmen muss Schuldendienste leisten.
- Die Kapitalgeber übernehmen keine Haftung.
- Fremdkapital steht im Rang vor dem Eigenkapital. Im Falle einer Insolvenz wird also zunächst das Fremdkapital genutzt, um die Gläubiger zu befriedigen.
Unterteilung von Fremdkapital
Das Fremdkapital lässt sich nach der Laufzeit in drei Arten der Fremdfinanzierung unterscheiden:
Diese Posten gehören zum Fremdkapital
Fremdkapital sind finanzielle Mittel, die nicht dir gehören, sondern dem jeweiligen Geldgeber. Diese Schulden musst du früher oder später zurückzahlen. Nach § 266 Abs. 2 HGB gehören die in der folgenden Grafik ab gezeigten Bilanzposten B, C & D zum Fremdkapital.
Rückstellungen
Unter dem Begriff der Rückstellungen werden alle ungewissen Verbindlichkeiten zusammengefasst. Diese werden zwar erwartet, aber können bezüglich ihrer Höhe und des Zeitpunkts ihrer Entstehung noch nicht konkretisiert werden. Rückstellungen sind nicht dasselbe wie Rücklagen. Denn Rücklagen gehören zum Eigenkapital eines Unternehmens. Wir unterscheiden diese Arten von Rückstellungen:
- Rückstellungen für Pensionen und ähnliches (ungewisse Verbindlichkeiten aus betrieblicher Altersversorgung)
- Steuerrückstellungen (z. B. Steuerrückstellungen für Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuer)
- Sonstige Rückstellungen (z. B. Provisionsrückstellungen)
Mehr über die Verbuchung von Rückstellungen erfährst du in folgendem Video:
Verbindlichkeiten
Bei Verbindlichkeiten handelt es sich um finanzielle Verpflichtungen eines Unternehmers (Schuldner) gegenüber einem Kapitalgeber (Gläubiger).
Das Handelsgesetzbuch unterscheidet diese Arten von Verbindlichkeiten:
- Anleihen (Verbindlichkeiten aus dem Verkauf von Wertpapieren)
- Erhaltene Anzahlungen (von Kunden)
- Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (z. B. Bankdarlehen, Lieferantenkredit)
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (offene Lieferantenrechnungen)
- Verbindlichkeiten aus Wechseln
- Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen oder beteiligten Unternehmen
- Sonstige Verbindlichkeiten (z. B. Sozialversicherungsbeiträge)
Rechnungsabgrenzungsposten
Rechnungsabgrenzungsposten entstehen, wenn du Erträge bereits im alten Geschäftsjahr eingenommen hast, die Leistung jedoch erst im neuen Geschäftsjahr erbringst. Da die Leistung noch aussteht, handelt es sich um Fremdkapital und muss daher auf der Passivseite der Bilanz stehen. Erfahre hier mehr zu den Rechnungsabgrenzungsposten.
Latente Steuern
Als Latente Steuern werden Steuerbelastungen gezählt, die sich aus unterschiedlichen Wertansätzen in der Handelsbilanz und der Steuerbilanz ergeben. Du musst sie auf der Passivseite ausweisen. Erfahre in unserem Beitrag, wie latente Steuern entstehen.
Fremdkapital in der Bilanz
Fremd- und Eigenkapital werden auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesen. Sie geben Aufschluss über die Mittelherkunft, also die Finanzierung deines Anlage- und Umlaufvermögens. Das Fremdkapital ist im Rahmen der Bilanzanalyse Teil einer Reihe von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie der Fremdkapitalquote.
Fremdkapitalquote: Grad der finanziellen Unabhängigkeit
Für die Berechnung der Fremdkapitalquote setzt du das Fremdkapital ins Verhältnis zum Gesamtkapital:
Fremdkapital = (Fremdkapital / Gesamtkapital) x 100
Je niedriger die Fremdkapitalquote ist, desto finanziell unabhängiger ist das Unternehmen von Fremdkapitalgebern. Es finanziert sich dann in erster Linie aus den eigenen Kapitalreserven, also dem Eigenkapital.
Liquidität: Zahlungsfähigkeit deines Unternehmens
Mit der Liquidität 1. Grades wird die Möglichkeit des Unternehmens beschrieben, alle kurzfristigen Schulden mithilfe der aktuell verfügbaren flüssigen Mittel (Kassenbestand und Bankguthaben) zu begleichen. Als kurzfristige Fremdkapitalfinanzierung gelten alle Verbindlichkeiten, Kredite und Darlehen mit einem Zahlungsziel bzw. einer Laufzeit von unter einem Jahr. So berechnest du die Liquidität 1. Grades:
Liquidität 1. Grades = (Flüssige Mittel / Kurzfristiges Fremdkapital) x 100
Bei der Liquidität 2. Grades betrachtest du zusätzlich zu den flüssigen Mitteln die kurzfristigen Forderungen gegenüber deinen Kunden, weil du diese im Regelfall in kurzer Zeit flüssig machen kannst. So rechnest du sie aus:
Liquidität 2. Grades = ((Flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen) / Kurzfristiges Fremdkapital) x100
Gesamtkapitalrentabilität: Rendite deines eingesetzten Kapitals
Um die Gesamtkapitalrentabilität zu berechnen (Gesamtkapitalrendite), setzt du den Gewinn und die Verzinsung des Fremdkapitals ins Verhältnis zum Eigenkapital. So rechnest du:
Gesamtkapitalrentabilität = ((Gewinn + Fremdkapitalzinsen) / Eigenkapital) x 100
Die Gesamtkapitalrentabilität gibt Aufschluss darüber, wie hoch die mit dem investierten Gesamtkapital erwirtschaftete Rendite ist.
Fremdkapital mit Buchhaltungssoftware in Bilanz richtig ausweisen
Da die Fremdkapitalfinanzierung die Mittelherkunft anzeigt, steht sie in der Bilanz auf der rechten Seite (Passiva). Hier ist das Fremdkapital direkt unterhalb des Eigenkapitals angesiedelt. Die finanziellen Mittel, die du von deinen Kreditgebern bekommen hast, richtig in der Bilanz auszuweisen, erfordert eine genaue Erfassung aller Belege während des Jahres.
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